Es gab mal bessere Zeiten. Da war Heimat verpönt, zumindest in aufgeklärteren Kreisen. Sie roch nach Mief, sah nach Kitschfilm und röhrendem Hirsch aus, nach Nazis und Verdrängung. Heute ist Heimat wieder angesagt. Im Fernsehen, in Musik und Literatur, in der Politik. Die Grünen wetteifern mit Konservativen und Faschisten um das Image der besseren Heimatpartei.

Heimat klingt nach dazu gehören und sich wohlfühlen. Das wärmt das Herz in einer verrückten Welt und lässt einen vergessen, dass nicht Fremde die verklärte Idylle bedrohen. Dabei sind es nicht Heuschrecken aus Amerika oder eine jüdische Weltverschwörung die Abgaswerte manipulieren, sondern deutsche Traditionsunternehmen und heimische SUV-Fahrer verpesten die Luft.

Die aktuelle Heimattümelei ist der Sound zu Hetze und Gewalt, zu Abschottung, Mauern und Stacheldraht. Statt Gesellschaftskritik und Protest ist Mitmachen angesagt, Frieden mit der herrschenden Ordnung, Bereichern und Konsumieren.

Der Referent skizziert die Karriere eines Ressentiments sowie historische Kontinuitäten und versucht ein paar Antworten darauf zu geben, wieso Heimat heute wieder angesagt ist.

Peter Bierl ist freier Journalist, Mitglied der Gewerkschaft Verdi und Autor von „Keine Heimat nirgendwo“ (2020), „Einmaleins der Kapitalismuskritik“ (2018), „Grüne Braune: Umwelt-, Tier- und Heimatschutz von rechts“ (2014).

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